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November 1, 2024

Soldaten aus Nordkorea in der Ukraine?

Stärken Soldaten aus Nordkorea die russischen Truppen in der Ukraine – wie seit einigen Wochen westliche Politiker und Medien behaupten?

Mehr als 10.000 Soldaten aus Nordkorea in der Ukraine?

Seit einige Wochen behaupten westliche Politiker und Medien, dass Soldaten aus Nordkorea die russischen Truppen in der Ukraine stärken würden. Beweise dafür wurden nicht geliefert.

Westliche Gerüchte, Nordkorea könnte Soldaten zur Teilnahme an den Kämpfen in der Ukraine nach Russland schicken, gab es bereits im April 2023, als sich Wladimir Putin und Kim Jong-un in Russland trafen. Beide Seiten verwiesen seitdem mehrfach darauf, dass es allein in der Entscheidungsbefugnis Russlands und Nordkoreas liege, wie die militärische Zusammenarbeit gestaltet wird.

Der russische Präsident Wladimir Putin äußerte sich dazu auf der Pressekonferenz nach dem BRICS-Gipfel:

„Was unsere Beziehungen zur Demokratischen Volksrepublik Korea betrifft, so wurde, wie Sie wissen, heute unser Vertrag über strategische Partnerschaft ratifiziert. Darin gibt es den Artikel 4, und wir haben nie daran gezweifelt, dass die nordkoreanische Führung unsere Vereinbarungen ernst nimmt. Aber was wir im Rahmen dieses Artikels tun und wie wir es tun, ist schon unsere Sache … Auf jeden Fall handelt die russische in allen Abschnitten Armee selbstbewusst, das ist bekannt, niemand bestreitet es, sie rückt an allen Teilen der Kontaktlinie vor.“

Der stellvertretende nordkoreanische Außenminister Kim Jong-gyu erklärte laut einer TASS-Meldung:

„Ich denke, wenn das, worüber die weltweiten Medien so einen Lärm machen, tatsächlich so wäre, würde es im Einklang mit dem Völkerrecht stehen. Ich denke, dass es offensichtlich Kräfte gibt, die diese Aktion als illegal bezeichnen wollen.“

Was sollen also die Behauptungen über tausende nordkoreanische Soldaten in Russland bewirken?

USA bringen Südkorea in eine Zwickmühle

Andrew Korybko hat sich am 25.10.2024 in einem Beitrag mit den seit einigen Wochen anhaltenden Spekulationen im Westen befasst, dass nordkoreanische Soldaten Russland in der Ukraine unterstützen könnten. Dabei beleuchtet er den Hintergrund, der in westlichen Meldungen überhaupt keine Rolle spielt.

Für Korybko steckt Südkorea in einer Zwickmühle: Einerseits scheint es in seinem nationalen Interesse zu liegen, militärische Vorräte für die potenzielle Bedrohung durch Nordkorea zurückzuhalten, andererseits gibt es zunehmenden Druck seitens der USA, die Ukraine mit Verteidigungsressourcen zu unterstützen.

Der stellvertretende Außenminister Südkoreas habe zunächst den russischen Botschafter einbestellt, um den sofortigen Abzug der Truppen des nördlichen Nachbarn zu fordern. Daraufhin erklärte ein hochrangiger Berater des Präsidenten gegenüber den Medien, dass Seoul bald defensive und möglicherweise sogar offensive Waffen in die Ukraine schicken würde, wenn die Truppen nicht abziehen (Links wie im Original).

„Seoul hat sich bisher dem Druck widersetzt, Granaten für die Versorgung des NATO-Vertreters gegen Russland zu liefern, zumindest offiziell, aber die jüngsten Behauptungen (unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt) könnten dazu dienen, in dieser Hinsicht etwas zu bewegen.

 

Südkorea verfügt über einen der größten Granatenvorräte der Welt, der den UkraineKonflikt fortsetzen könnte, indem er die Kiewer Streitkräfte in diesem kritischen Moment, in dem die westlichen Vorräte zur Neige gehen, aufstockt.“

Wenn Südkorea nun bereit wäre, einen Teil seiner Vorräte der Ukraine zu übergeben, dann würde dies darauf hindeuten, dass Südkorea das Risiko eines baldigen Krieges nicht mehr als so hoch einschätzt, wie dies bereits seit Jahrzehnten der Fall ist.

Ist dieser Sinneswandel eventuell auf Druck der USA zustande gekommen, um den Ukraine-Konflikt aufrechtzuerhalten, fragt Korybko? Denn Russland gewinnt den „logistischen Wettlauf“/„Zermürbungskrieg“ bei weitem, so sehr, dass sogar CNN darauf aufmerksam gemacht hat. Die Ukraine braucht dringend (südkoreanische) Granaten.

„Unabhängig davon, was passiert, sollten sich Beobachter die Scheinheiligkeit der südkoreanischen Reaktion auf diese jüngsten Gerüchte vor Augen halten, denn sie sind ein weiterer Beweis für den wachsenden Einfluss der USA auf das militärisch-strategische Kalkül des Landes. Niemand hat jemals daran gezweifelt, dass dieser Einfluss existiert, da sich schätzungsweise 24.000 US-Soldaten im Land befinden, aber Südkorea hat bisher seiner nationalen Sicherheit Vorrang eingeräumt“.

Bereits 11 Tage zuvor folgerte Korybko (Links wie im Original):

„Diese Berichte fallen mit drei Entwicklungen zusammen: 1) Deutschland, der zweitgrößte Geldgeber der Ukraine, hat gerade als letztes Land nach Polen seine militärische Unterstützung ausgeweitet; 2) Russland bereitet sich darauf vor, im Sommer das aktualisierte strategische Partnerschaftsabkommen mit Nordkorea zu ratifizieren, in dem die gegenseitigen Verteidigungsverpflichtungen bekräftigt werden; 3) und die Spannungen zwischen Nordkorea und Südkorea haben sich wieder einmal verschärft.“

Psychologische Kriegführung oder Taurus-Einsatz durch die Hintertür?

Doch Südkorea könnte nicht nur Granatenvorräte an die Ukraine übergeben. Wie einem Bericht von JTPC News zu entnehmen ist, gab es in der letzten Oktoberwoche eine umstrittene Telegramm-Nachricht. Das Mitglied der Nationalversammlung Han Ki-ho und der Chef der nationalen Sicherheit Shin Won-sik hatten einen Austausch, der von der Kamera eines Medienunternehmens aufgezeichnet wurde. Darin ging es um den Vorschlag:

„‚Wenn wir mit der Ukraine zusammenarbeiten können, wäre es großartig, das nordkoreanische Militär mit Raketen zu treffen und den Schaden als psychologische Kriegsführung zu nutzen‘, sagte Han.“

Darauf soll der Chef der nationalen Sicherheit, Shin Won-sik, geantwortet haben:

„Ich kümmere mich darum“.

Durch weitere Meinungsäußerungen sah sich der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Yong-hyun veranlasst zu erklären, dass dies keineswegs die Politik der Regierung sei.

Thomas Röper: Das Ukraine KartellMit welchen Raketen sollte das nordkoreanische Militär getroffen werden? Eventuell mit TAURUS Marschflugkörpern, von denen Südkorea über 260 Stück verfügen soll?

Das wäre doch eine clevere Möglichkeit, damit Bundeskanzler Scholz weiterhin behaupten könnte, dass er den Einsatz der TAURUS in der Ukraine ablehne. Ebenso könnten die USA behaupten, sie hätten nichts mit dem Einsatz von weitreichenden NATO-Waffen auf Russland zu tun. Die Südkoreaner lieferten dafür eine perfekte Tarnung. Und Kiew hätte einen seiner kriminellen Wünsche erfüllt: TAURUS fliegen nach Moskau.

Ein weiterer westlicher „Trick“ zur Verlängerung des Ukraine-Krieges

Der ehemalige CIA-Analyst Larry C. Johnson hält die Behauptung über nordkoreanische Soldaten in der Ukraine für lächerlich und schreibt, dass die Vereinigten Staaten weiterhin führend bei der Verbreitung dieses Unsinns sind.

Einer der lautstärksten Verbreiter des Unsinns sei US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, wie ein REUTERs-Bericht zeige:

„Die Stationierung Nordkoreas in Russland zur Unterstützung des Krieges gegen die Ukraine habe das Potenzial, den bereits zweieinhalb Jahre andauernden Konflikt zu verlängern und weitere Konflikte hineinzuziehen, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Mittwoch.

 

Ungefähr 10.000 nordkoreanische Soldaten seien bereits in russische Uniformen und mit russischer Ausrüstung in den Osten Russlands entsandt worden, sagte Austin, und dieser Einsatz sehe zunehmend aus, als handele es sich um eine Unterstützung der russischen Kampfhandlungen in der Region Kursk nahe der Grenze zur Ukraine. …

 

Die USA haben erklärt, die Stationierung nordkoreanischer Truppen sei ein weiterer Beleg dafür, dass der russische Präsident Wladimir Putin Probleme habe, seine Truppen aufzufüllen, nachdem es US-Schätzungen zufolge bislang mehr als 600.000 Soldaten gegeben habe.

 

Austin bemerkte, dass er bereits versuche, seine Waffenbestände aufzufüllen, indem er sich an Nordkorea und den Iran wende.

 

‚Wir wissen, dass Putin auf betrügerische Weise Waffen aus Nordkorea und dem Iran bekommen hat. Dass er sich an einen Pariastaat wie Nordkorea wendet, unterstreicht nur, in welch großen Schwierigkeiten er steckt‘, sagte der Verteidigungsminister.

 

Sowohl er als auch Kim forderten Nordkorea auf, seine Truppen abzuziehen. Es war jedoch unklar, ob Washington oder seine Verbündeten Schritte unternehmen könnten, um einen Kriegseintritt Pjöngjangs zu verhindern.“

Diese Aussagen kommentiert Johnson:

„Ich werde es ganz offen sagen. Lloyd Austin ist entweder ein bewusster Lügner oder ein Mann ohne kritisches Denkvermögen. Wenn die Defense Intelligence Agency (DIA) und die Central Intelligence Agency (CIA) ‚Geheimdienstinformationen‘ präsentieren, wonach Russland katastrophale Verluste erlitten hat und dringend 10.000 koreanische Soldaten benötigt, dann haben wir einen Fall von Geheimdienstfehlverhalten und einen leichtgläubigen Verteidigungsminister. Russland hat keine lähmenden Verluste erlitten. Das ist einfach nicht wahr. Russland rückt entlang der 900 Meilen langen Front durch die ukrainischen Linien vor und die Ukraine kann es nicht aufhalten…

 

Das Nordkorea-Meme ist meiner Meinung nach eine von der CIA erfundene Erzählung, die die Aufmerksamkeit der Welt von dem Debakel in der Ukraine ablenken und einen Vorwand für den Einsatz von NATO-Truppen in der Schlacht schaffen soll. Es ist verrückt und verzweifelt. Ich vermute, Austin und der Rest des Biden-Teams hoffen, dass die Ukraine durchhält, bis ein neuer Präsident vereidigt wird. Wenn die Ukraine schließlich zusammenbricht, können sie Bidens Nachfolger dafür verantwortlich machen.“

„Die strategische Zersplitterung der Ukraine“ auch ohne Nordkorea

Johnson fühlt sich bestätigt, durch die Aussagen von Big Serge, der in einem ausführlichen und lesenswerten Artikel am 31.10.2024 auf SubStack unter anderem schrieb:

„Die Ukrainer verteidigen nun eine Reihe teilweise umschlossener Stellungen abseits des Hügels, wobei der Fluss Wowtscha und der Stausee als Scharnier zwischen ihnen fungieren. Am Nordufer werden die ukrainischen Streitkräfte schnell in einem schweren Frontvorsprung gegen den Stausee gedrängt (insbesondere nach dem Verlust von Girnyk in der letzten Oktoberwoche). Unterdessen haben die Russen an der südlichen Linie mehrere Durchbrüche erzwungen und erreichen die Städte Schachtarske und Bogojawlenka. Dieser Vormarsch ist aufgrund der Ausrichtung der ukrainischen Verteidigungsstellungen in diesem Gebiet besonders wichtig. Die meisten ukrainischen Schützengräben und Stützpunkte sind so angeordnet, dass sie einem Vormarsch aus dem Süden standhalten (das heißt, sie verlaufen in Ost-West-Richtung), insbesondere auf der Achse nördlich von Welja Nowosilka. Das bedeutet im Wesentlichen, dass mit der Einnahme von Ugledar und dem Vormarsch auf Schachtarske die besten ukrainischen Stellungen im Südosten umgangen wurden.

 

Es ist wahrscheinlich, dass sich die russische Dynamik in den kommenden Wochen fortsetzen wird, indem sie die dünnen ukrainischen Verteidigungslinien an der Südlinie durchbricht und gleichzeitig den Höhenrücken von der Selydove-Novodmytrivka-Achse nach Andriivka hinunter vorrückt, das den Schwerpunkt bildet und beide russischen Zangen in sich zieht. Die Ukraine droht in den kommenden Monaten den Verlust der gesamten südöstlichen Ecke der Front, einschließlich Kurakhove.

 

Die derzeitige Richtung des russischen Vormarsches lässt darauf schließen, dass sie bis Ende 2024 kurz davor stehen werden, den südöstlichen Frontabschnitt vollständig unter Kontrolle zu bringen und die Frontlinie in einem weiten Bogen von Andrijiwka bis Torezk auszudehnen. Damit würde Russland etwa 70 % der Oblast Donezk kontrollieren und die Bühne für die nächste Phase der Operationen bereiten, in deren Verlauf es auf Pokrowsk vordringen und einen russischen Vormarsch nach Osten entlang der Autobahn H15 einleiten wird, die Donezk und Saporoschja verbindet.

 

Die Methodik des russischen Vormarsches hat darüber hinaus die ukrainischen Berechnungen hinsichtlich der Verluste durchkreuzt, und es gibt kaum Anzeichen dafür, dass die russische Offensive nicht nachhaltig ist. Russland hat zunehmend kleinere Einheiten eingesetzt, um ukrainische Stellungen zu sondieren, gefolgt von schwerem Bombardement mit gelenkten Gleitbomben und Artillerie, bevor es angreift. Der Einsatz kleiner Sondierungseinheiten (oft 5 bis 7 Mann) und die anschließende physische Zerstörung ukrainischer Stellungen begrenzen die russischen Verluste. Gleichzeitig ermöglicht die ständige Präsenz von Orlan-Drohnen (die aufgrund der gravierenden Mängel der ukrainischen Luftabwehr derzeit ungehindert fliegen) den Russen ungehinderte ISR, und die zunehmende Verfügbarkeit immer größerer und weitreichenderer Gleitbomben hat die Reduzierung ukrainischer Stützpunkte wesentlich erleichtert.

 

Der veränderte taktisch-technische Zusammenhang der russischen Offensive hat die ukrainischen Hoffnungen auf eine erfolgreiche Abnutzungsrechnung zunichte gemacht. Westliche Beamte schätzen, dass die russische Armee weiterhin pro Monat etwa 30.000 neue Rekruten aufnimmt, weit mehr als sie benötigt, um die Verluste auszugleichen. Da Mediazona im Jahr 2024 bisher etwa 23.000 russische gefallene Soldaten zählt, sind die russischen Margen bei den Arbeitskräften sehr nachhaltig. Derweil wird der ukrainische Personalbestand immer dünner: Selbst nach der Verabschiedung eines neuen Mobilisierungsgesetzes im Mai ist der Pool an Ersatzkräften in der Ausbildung um mehr als 40 % geschrumpft, derzeit befinden sich nur 20.000 neue Kräfte in der Ausbildung. Der Mangel an Ersatz und Rotationen hat die Fronteinheiten sowohl materiell als auch psychisch erschöpft, Desertionen und Gehorsamsverweigerung nehmen zu. Die Versuche der Ukrainer, ihr Mobilisierungsprogramm zu verdoppeln, führten zu gemischten Ergebnissen. Sie haben unbeabsichtigt die Opferzahlen erhöht, da ukrainische Männer das Risiko eines Ertrinkens eingingen, um aus der Ukraine zu fliehen.

NB: Das Titelbild nutzte Larry C. Johnson in seinem Blogbeitrag vom 21.10.2024 mit dem Kommentar:

„Irgendwann am Montag beschlossen die Russen, das nordkoreanische Mem zu trollen, und landeten einen großen Treffer“


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Thomas Schulze


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