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März 29, 2024

Gefahren asymmetrischer Kriegführung

Asymmetrische Kriegführung kann der Befreiung dienen, aber auch dem Terror vor allem gegen die Zivilbevölkerung. Die Folgen können riesig sein.

Asymmetrische Kriegführung – David gegen Goliath

Laut wikipedia wurde der Begriff „asymmetrische Kriegsführung“ öffentlich nach dem Ende des „Kalten Krieges“ immer öfter genutzt, um zwischen klassischen („symmetrischen“) Kriegen zwischen etwa gleichstarken Parteien und Kriegen zwischen ungleichstarken Parteien zu unterscheiden.

„Dabei werden im allgemeinen Sprachgebrauch der Terrorismus und Kriegshandlungen in einem auch unerklärten Krieg zwischen zwei Kriegsparteien, von denen eine in der konventionellen Stärke unterlegen ist, gerne synonym genutzt, sie sind jedoch voneinander zu trennen.“

In der jüngeren Geschichte haben vor allem die mächtigen Kolonialreiche des Westens erlebt, wie ihre mächtigen Armeen zunächst durch Guerillakämpfe mit Nadelstichen gepeinigt wurden, die im günstigen Fall zum Sieg des David gegenüber dem Goliath führten. Man denke beispielsweise an den Verlauf Vietnamkriegs, der mit der Vertreibung der USA 1975 endete oder wie die USA zuletzt fluchtartig Kabul verließen.

Asymmetrische Kriegführung geht fast immer von der schwächeren Partei aus. Sie ist sich ihrer Schwäche bewusst und versucht dem militärisch stärkeren Gegners auszuweichen, seine Schwächen zu ermitteln und diese vorteilhaft auszunutzen.

Terrorismus als Form asymmetrischer Kriegführung

Wie in dem Zitat aus wikipedia erkennbar, wird umgangssprachlich Terrorismus oft als Form asymmetrischer Kriegführung interpretiert. Abgesehen von der völkerrechtlichen Beurteilung des Terrorismus erweist sich in der Praxis jedoch häufig, dass damit gerade nicht die Ziele erreicht werden, die sich ihre Urheber erhoffen.

Am Beispiel der Terroraktes auf die Crocus City Hall am 22. 03. 2024 begründet John Helmer dies vorgestern anhand von drei Beobachtungen:

„Wenn es ein operatives militärisches Ziel für den Angriff vom 23. März seitens der Söldner, ihrer Befehlshaber und Kontrolleure sowie der beteiligten US- und anderer Geheimdienste gibt, dann ist es die Auslösung von Gewalt zwischen den Volksgruppen in Russland …

Aus Sicht der Ukrainer und der Biden-Administration hat sich die Operation Crocus Hall jedoch als dreifacher Misserfolg erwiesen.

Die Effektivität der russischen Sicherheitskräfte bei der Verfolgung des Fluchtwagens, der Echtzeit-Überwachung der sozialen Medien und der Telefonkommunikation der Bewaffneten im Fahrzeug und ihrer anschließenden Festnahme, nur Minuten nachdem sie bewiesen hatten, dass ihr Ziel die Ukraine war, ist ein großer operativer Erfolg – und ein abschreckendes Beispiel für die Planung weiterer feindlicher Operationen.

Das Versäumnis der Ukrainer, der Bande entweder einen sicheren Unterschlupf oder eine Hinrichtung zu gewähren, um die Befehls- und Kontrollstrukturen zu verbergen, ist ebenfalls abschreckend für die geplanten Fortsetzungen. Es ist auch negativ für die Argumente, die das Selensky-Regime gegenüber dem US-Kongress und den NATO-Verbündeten vorgebracht hat, um mehr Geld, Waffen und Männer zu bekommen, damit sie ihren Krieg tief in russisches Territorium hineintragen können.

Schließlich gab es in Moskau keine Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen, keine religiös motivierten Proteste und keine Pogrome gegen Tadschiken. Die Russen haben bewiesen, dass sie nicht wie die Deutschen gegenüber den Juden, die Engländer gegenüber den Iren, die Israelis gegenüber den Palästinensern oder die amerikanischen Trump-Wähler gegenüber den Mexikanern sind.“

Eskalationsgefahr ist „riesig“

Wie viele Beispiele aus der Geschichte zeigen, birgt asymmetrische Kriegsführung den Keim einer Eskalation in sich.

Auf diese Gefahr verweist u. a. Larry C. Johnson in einem Gespräch mit Richter Andrew Napolitano am 26. 03. 2024. Napolitano äußerte sich erstaunt, dass die US-Geheimdienste innerhalb von 55 Minuten nach Bekanntwerden des Anschlags behaupteten, Urheber sei nicht die Ukraine gewesen. Daraufhin antwortet Johnson:

„Das Gefährliche an dieser Aussage der Biden-Regierung – ob sie nun auf Informationen beruht oder nicht – ist, dass sie den Russen und dem Rest der Welt mitteilt, dass die USA etwas wussten. Da beudeutet, dass die USA wahrscheinlich involviert waren. Das ist ein Rezept für Eskalation.“

Der ehemalige britische Diplomat Alastair Crooke, der über 30 Jahre lang in die Entwicklung im arabischen Raum involviert ist, spannt den Bogen noch weiter. In einem Beitrag für den panarabischer Nachrichtensender Al Mayadeen am 28. 03. 2024 erläutert er seine Sicht, die möglicherweise vielen noch gar nicht so bewusst wurde. Nachfolgend eine Übersetzung seines Beitrags.

Beginn der Übersetzung (Hervorhebungen und Links wie im Original):

Die Gräueltat im Konzertsaal Crocus: Kein Weg zurück

Alastair Crooke, Quelle: Al Mayadeen

Die Angaben zu den verhafteten Tätern des Massakers in der Crocus-Konzerthalle und ihre Vorgehensweise passen nicht zu der Annahme, dass es sich um ideologische Unterstützer des ISIS handelt.

Warum sind die EU und die USA so unnachgiebig in der Frage, wer hinter der Gräueltat in der Crocus Concert Hall steckt, dass sie die Ermittlungen nicht abwarten wollen? Innerhalb von 55 Minuten nach dem Anschlag erklärte der US-Sprecher, die Ukraine sei nicht beteiligt. Jetzt sagen die USA – definitiv – dass nur ISIS beteiligt war.

„Keine konkrete Vorwarnung – uns wurde nichts übermittelt“, beharrt Russlands Botschafter in Washington.

Warum sind sich die westlichen Staaten so sicher? Es ist höchst ungewöhnlich, dass sich Geheimdienste innerhalb einer Stunde äußern. Auch wenn die tatsächlichen Täter inzwischen bekannt sind, bleibt die entscheidende Frage: Wer steckt hinter dem Anschlag? Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen.

Im Moment gibt es keine ausreichenden Beweise, um mit absoluter Sicherheit sagen zu können, dass der Anschlag in Moskau nach einem Masterplan des Islamischen Staates geplant, vorbereitet und ausgeführt wurde.

ISIS-K operiert seit einigen Jahren, und zwar eher als ein „Rattenschwanz“, der sich von der Türkei über Syrien bis nach Afghanistan und Iran erstreckt. Es handelt sich um ein Franchise, in dessen Namen Terroranschläge begangen, Gelder beschafft und Ressourcen vorbereitet werden.

Die ISIS-K, die aus tadschikischen Dissidenten in Nordafghanistan hervorgegangen ist, vereint bestimmte Gruppen und führt aktive Operationen vor allem gegen die Taliban-Bewegung durch. Sie dient auch als Schirm für terroristische Aktionen im Norden Irans. Sie hatte kein besonderes Interesse an Russland.

Hinter ISIS stehen bestimmte muslimische Staaten – und ihre westlichen Unterstützer.

Die Angaben zu den festgenommenen Tätern und ihrer Arbeitsweise lassen jedoch nicht den Schluss zu, dass sie ideologische Unterstützer von ISIS sind. Sie mögen vordergründig islamistisch eingestellt gewesen sein, waren aber in Wirklichkeit Söldner, die durch die Verlockung des Geldes motiviert waren. ISIS-Rekruten erwarten und bekommen den Märtyrertod. Diese Männer sind einfach in ein Auto gesprungen, weil sie fliehen wollten. Bei einer ISIS-Operation hätten sie das Massaker fortgesetzt – bis sie erschossen worden wären.

Die ISIS-Behauptung weist noch viele andere Ungereimtheiten auf. Die Angreifer mögen fromme Islamisten gewesen sein, aber wahrscheinlich nicht ISIS. Selbst ihr Schwur mit der erhobenen linken Hand war falsch. Auch die Erklärung von Amaq ist in mehrfacher Hinsicht problematisch. In der Vergangenheit hat sich Amaq zu Anschlägen im Iran bekannt, wobei spätere Amaq-Mitteilungen „korrigiert“ werden mussten. Eine Livestream-Berichterstattung über einen Angriff ist nicht bekannt.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow besteht darauf, dass Russland zwar weiß, wer den Anschlag verübt hat, dass es aber noch zu früh ist, darüber zu spekulieren, „wer den endgültigen Befehl gegeben hat“ (eine von Präsident Putin noch nicht beantwortete Frage).

All dies führt zu der Frage zurück, warum der Westen sich so sehr auf die Alleinschuld der ISIS versteift hat. Warum will er den russischen Ermittlungen zuvorkommen?

Die Pekinger Global Times hält es für unwahrscheinlich, dass der IS den Anschlag verübt hat, da sich die Lage in Syrien bereits stabilisiert hat. Aber sie bringt es auf den Punkt, wenn sie davor warnt, dass die Unterstützung für Kiew schwinden würde, sollte die Verwicklung der Ukraine in den Terroranschlag nachgewiesen werden.


Das Engagement der EU-Eliten für die Ukraine ist die unausgesprochene Katastrophe, die alle verbleibenden Hoffnungen auf eine echte strategische Autonomie Europas zunichte macht; es macht Europa zum Vasallen der Vereinigten Staaten und lässt den Kontinent in seiner schwächsten Position seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zurück. Europa hat schwer verloren.

Macrons Befürchtung, dass ein russischer Sieg in der Ukraine die „Glaubwürdigkeit“ Europas zunichte machen könnte, ergibt nur dann einen Sinn, wenn das imperiale Projekt der herrschenden Schichten einer zentralisierten geopolitischen EU von oben nach unten genau auf die ukrainische Misere abgestellt wird.

Angesichts der Realität der gescheiterten ukrainischen Militäroffensive im vergangenen Sommer hält der Eifer für das „Projekt Ukraine“ jedoch an – und übertrumpft alle anderen Überlegungen.

Warum?

Weil die panglossische „Jagd“ der EU nach strategischer Autonomie (verkörpert in ihrem Mantra vom Aufbau einer geopolitischen EU) mit der Ukraine verbunden ist.

Arta Moeini schreibt: „Die europäischen Eliten haben die emotionale Kraft des Kampfes der Ukraine gegen die russische Vorherrschaft erkannt und sich diesen Kampf zu eigen gemacht, um die ideologischen Gebote des „Europäertums“ und sogar der Zivilisation selbst zu predigen“;

***

Scheinbar über Nacht stand die Ukraine für aufgeklärte „europäische Werte“ – Freiheit, Demokratie, Toleranz, gute Regierungsführung und so weiter – und Russland wurde zum „zivilisierten Gegenspieler Europas, zur barbarischen Horde vor dem Tor“.

„Wie Nietzsche als Erster erkannte, ist die Moderne eine Epoche, in der die Welt in erster Linie durch die Brille der Unterdrückung erlebt wird und Identitäten aus der ‚Ethik des Ressentiments‘ gebildet werden: Die Unterdrückten werden als von Natur aus rechtschaffen angesehen und ihnen wird der höchste moralische Wert beigemessen. Unter dieser Voraussetzung wird die Verteidigung der ‚Unterdrückten‘ zum … Vehikel für die herrschende Klasse, um ihre Macht zu erlangen und zu festigen – und damit ihre Vorherrschaft zu heiligen und den Keim für ihre künftige Macht als die großen Befreier zu legen“.

***

Letztlich versuchen die herrschenden Eliten der EU, die Macht von den Mitgliedstaaten nach Brüssel zu „transnationalisieren“.

Hier liegt der Keim für die derzeitige vermeintliche Panik: Als sich herausstellte, dass die konventionellen militärischen Bemühungen der Ukraine ein Flop waren, schwenkten einige Falken in den USA und Europa schnell dazu über, das Loblied auf die asymmetrische Kriegsführung zu singen – auf Russland und seine Zivilbevölkerung selbst.

Diese Asymmetrie begann langsam: ein paar zufällige Drohnenangriffe, die wenig Schaden anrichteten. Dann wurden Raketen auf das Stadtzentrum von Belgorod abgefeuert, die Zivilisten töteten; es folgte ein Angriff auf ein russisches Transportflugzeug vom Typ Iljuschin, das Gefangene transportierte, und schließlich Drohnenangriffe auf russische Raffinerien und ein Drohnenkrieg auf der Krim.

Der Prozess beschleunigte sich. Und am Vorabend der russischen Wahlen in der letzten Woche versuchten angebliche Dissidenten, die Wahlen zu stören, indem sie in Russland einmarschierten, um kleine Städte und russische Zivilisten als Geiseln zu nehmen. (Der Versuch ist gescheitert; Russland hatte vorher Kenntnis von dem Plan).

Die Frage, die sich die Euro-Eliten jetzt stellen müssen, lautet: Hat sich die ukrainische asymmetrische Kriegsführung der Kontrolle Washingtons und Europas entzogen? Wer ist dafür verantwortlich, wenn überhaupt jemand? Es ist noch nicht bewiesen, aber die Angst, die den Westen verfolgt, muss sein, dass entweder direkt oder indirekt herauskommt, dass sie selbst in den Massenterrorismus verwickelt sind – unter dem Schutz einer ISIS-K-Franchise?

Die Implikationen: Riesig.

Ende der Übersetzung

EU-Geheimdienst gegen Terror

Auch wenn das Argument eines „islamistischen“ Anschlags von Anfang an auf wackligen Beinen stand, eignet es sich doch, um im Westen Angst vor einer neue Terrorgefahr zu schüren und weitere Institutionen und Aufgaben zu schaffen, die den Bürgern nicht nur viel Steuergeld, sondern auch Freiheit kosten.

Grüne wollen EU-Geheimdienst – gegen Terror, „Desinformation“ und „Rechtsextreme“

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Thomas Schulze


Mit den Beiträgen will ich helfen, anhand ausgewählter Beiträge besser zu verstehen, "was die Welt im Innersten zusammenhält"

Ihr Thomas Schulze

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