Frieden ist nicht nur ein lange gehegter Wunschtraum vieler Menschen. Er ist auch akut bedroht. Doch heute schweigen viele Künstler.
Künstler für Frieden und Freiheit in Russland
Reinhard Mey hat auf seinem neuen Album, „Nach Haus“ auch vier politische Lieder veröffentlicht. Die CD erschien im Mai 2024.
In dem für mich bewegenden Lied „Verschollen“ geht es um einen deutschen Soldaten, der vor mehr als 80 Jahren auf sowjetukrainischem russischem Boden sein Leben verliert. Mit Einfühlungsvermögen schildert er das Schicksal eines jungen deutschen Soldaten, der niemals in einem fernen Land andere Menschen töten wollte, es unter dem Druck der Umstände dann aber doch tut:
„Ich war ein schöner Kerl, ich wollte leben, lachen, lieben,
Ich wollte diesen Rock nicht, den Tornister, das Gewehr,
Ich wollte nicht in dieses Land, nun bin ich hiergeblieben,
Bin eins geworden mit den harten Klumpen rings umher.
Ich wollte nicht verrohen, plündern, ich wollte nicht schießen,
Und sah mich doch, ein Friedenslamm, die Waffe in der Hand,
Bereit zum Morden, Brandschatzen, bereit zum Blutvergießen,
Sah Frau’n und Kinder als den Feind und hab ihr Dorf verbrannt.“
Roland Rottenfußer kommentierte diesen Text auf MANOVA:
„…letztlich ist diese Anklage gegen den Krieg aber zeitlos und nicht auf ein bestimmtes Land beschränkt. Mey sagt nicht explizit, dass er gegen die neue Kriegshetze gegen Russland ist. Aber er thematisiert in dieser angespannten Lage deutsche Verbrechen an Russen im letzten großen Krieg, während er gleichzeitig Mitgefühl für deutsche Soldaten zeigt, die von einem erbarmungslosen System gegen ihren eigenen Willen zu Tätern geformt wurden. Das Lied ist sicher eines der wichtigsten, die die ansonsten eher glanzlos agierende etablierte deutsche Musikszene in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Auch die Musik ist schön, in einer Molltonart gehalten, was ein wenig „russisch“ klingt.