August 15, 2023
Putin – Urteile und Vorurteile
Putin - Macht oder Ohnmacht eines Präsidenten
Oder mit einer ähnlichen Frage "Putin - Herr des Geschehens?" lockt der Schweizer Autor Jacques Baud die Leser zu seinem im Juli 2023 erschienenen Buch. Als Militärexperte und ehemaliger Nachrichtendienstoffizier belegt prüft er zahlreiche aktuelle Fragen zur Person Putin, zur russischen Politik und deren internationaler Wirkung. Speziell zum Konflikt in der Ukraine nahm er vor kurzem beim 36. Pleisweiler Gespräch Stellung. Immer mehr Menschen im Westen spüren, dass in der Ukraine etwas schief gelaufen ist, wenn man die westlichen Vorhersagen und Prognosen mit der derzeitigen Entwicklung vergleicht. Nur langsam und sehr zaghaft spiegelt sich das in den offiziellen Medien wieder - in den USA schon mehr als in Westeuropa. The Hill, die Washington Post und CNN gestehen bereits ein, dass die ukrainische Armee ihre Ziele mit der "Gegenoffensive" niemals erreichen wird. Ähnlich äußerte sich der polnische Präsident Duda und räumte ein, dass sich die Beziehungen zwischen Warschau und Kiew verschlechtern. Die polnischen Interessen würden auch keine weitere Unterstützung oder aktive Intervention in der Ukraine zulassen. Die "Friedenskonferenz" in Saudi-Arabien brachte ebenfalls nicht den im Westen erhofften Erfolg, nämlich die einhellige Verurteilung Russlands und die Unterstützung von selenskis "Friedensplan". Woran liegt es, dass Wunsch und Realität so weit auseinanderklaffen?Vorurteile schaden dem Vor-Urteilenden
Jacques Baud möchte mit seinem Buch aufzeigen,Anstatt "wertebasierten" Vorurteilen aufzusitzen, hätten wir lieber die Fakten analysieren sollen.
- dass unsere Vorurteile nicht der Realität entsprechen; und
- dass Entscheidungen, die auf unseren Vorurteilen beruhen, das Gegenteil von dem bewirken, was wir eigentlich wollen.
"Aber das Erfassen von Fakten kann nur erfolgen, wenn man bereit ist, Ansichten zuzuhören, die nicht die eigenen sind. Voltaire wird dieser Satz zugeschrieben, der heute vergessen zu sein scheint: 'Ich stimme nicht mit dem überein, was Sie sagen, aber ich werde bis zum Tod dafür kämpfen, dass Sie das Recht haben, es zu sagen.' Aber genau das beherzigen wir nicht: Wir verbieten unbequeme Medien, und Menschen, die im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine eine andere Meinung haben, werden automatisch als 'Putin-Agenten' verurteilt."Damit sitzen wir in einem Hamsterrad, drehen uns immer um die eigene Achse. Ja mehr noch: Diese neue Art von "déformation professionelle" nimmt inzwischen äußerst bösartige und (selbst-)zerstörerische Züge an. Demokratische Auseinandersetzungen werden staatlich eingeschränkt, Konformität und offizielle Deutungshoheit mit repressiven Mitteln durchgesetzt. Wenn Baud auf westliche Medien zurückgreift, dann vorwiegend auf französische. Doch wer will, findet in jedem westeuropäischen Land genügend ähnliche Beispiele.
Das Buch
In sieben Kapiteln behandelt Baud:- Wladimir Putins Außenpolitik
- Russische Spionage und Aktionen der Destabilisierung
- Die Energiekrise 2021
- Die russische Bedrohung und die Ukraine-Krise
- Machtausübung und Opposition in Russland
- Die Strategie des Westens
- Schlussfolgerungen – Putin, Herr des Geschehens?
"Es ist Zeit, unsere Vorurteile aufzugeben und zur Vernunft zu kommen. Es ist Zeit, sich zu verändern und zu den Fakten zurückzukehren. Unsere Aufgabe als Europäer ist es nicht, eine Seite zu unterstützen, sondern alles zu tun, damit das Töten aufhört. Es geht nicht darum, wer 'gut' oder 'böse' ist, wer 'gewinnt' oder 'verliert', sondern darum, einen Dialog zu eröffnen. Und genau um diese Thematiken soll es in dem Buch gehen."
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