Februar 16, 2022
Kinder – Erziehung zur Unmündigkeit
Der Denkzettel
Ein Schüler musste wegen völlig natürlichen Verhaltens ein demütigendes Frageformular ausfüllen — nun erhält die Lehrkraft ihrerseits einen Denkzettel.
von Gabriele Herb
In den letzten Wochen ging ein „Denkzettel“ viral, den ein Schulkind wegen eines Vergehens gegen die Maskenpflicht ausfüllen musste. Darin sollte es ausführen, was es falsch gemacht sowie welche Regeln es verletzt habe, ob und bei wem es sich entschuldigen solle und was es in Zukunft besser machen werde. Wenngleich der Autorin klar ist, dass auch Lehrer nur Menschen sind, dass sie auch schlechte Tage haben und manchmal aus Hilflosigkeit Dinge sagen oder tun, die ihnen später leidtun, hat sie dieser Denkzettel sehr empört. Denn hier handelt es sich nicht um eine spontane Fehlreaktion eines Lehrers, die entschuldbar ist — hier geht es um eine geplante und durchdachte „Erziehungsmaßnahme“, die aus dem vorvorigen Jahrhundert zu stammen scheint.
Nicht genug damit, dass dieses Kind wie Millionen andere Kinder und Jugendliche das Versagen der Politik ausbaden muss — durch Lockdowns, Schulschließungen, Abstandhalten und so weiter — es wird nun auch dafür bestraft und gedemütigt, dass es tut, was Kinder nun mal tun: Es war „pflichtvergessen“, verlor sich im Spiel, hat einen Augenblick nicht an die Maske gedacht.
Dieser Artikel erschien auf Rubikon am 15.02.2021 und ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.
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